Neben der berühmten tropfenförmigen Küchenuhr mit Kurzzeitmesser schuf Max Bill um 1958/59 in Kooperation mit Junghans auch Wanduhren. Es gibt drei verschiedene Varianten der Uhr mit den Strichen.
Die hier gezeigte Variante mit der Referenznummer 322/0389 hat ein verchromtes Gehäuse, einen Durchmesser von 30 cm, kostete 140,- DM und ist mit einem Glas ausgestattet.
Die Uhr wird von einem elektromechanisches Werk angetrieben, dem "Electora" Klappankerwerk Junghans W285.
Es gibt zwei weitere Varianten, die mit einem Messinggehäuse ausgestattet sind. Ein Modell hat ein Gehäuse mit einem nur sehr kurzen Rand, das Zifferblatt ist weit zur Front der Uhr gerückt. Dieses Modell besitzt kein Glas und hat 30 cm Durchmesser. Sie kostete damals 120,- DM. Die Referenznummer ist: 322/0350
Bei der anderen Messing-Variante ist das Werk in einem tiefen Gehäuse und sie ist mit einem Glas versehen. Diese Version hat einen Durchmesser von 24 cm und kostete damals 123,- DM. Die Referenznummer lautet: 322/0411
Alle drei Varianten wurden über das gleiche Uhrwerk angetrieben, die Variante mit Glas ist mit einem Klappankerwerk ausgestattet, das eine Zeigerstellung von hinten zulässt.
Die Uhr wird angetrieben durch das Kaliber Junghans W285, das zwischen 1956 und 1962 hergestellt wurde. Durch einen Klappanker wird eine Feder gespannt, die das Sitftankerwerk antreibt. Sinkt der Anker langsam, löst er einen elektrischen Kontakt aus, der durch eine Magnetspule den Anker wieder nach oben schleudert.
Die Uhr erreichte mich in einem verbastelten Zustand. Einen Blick auf das Uhrwerk hatte ich beim Kauf der Uhr nicht. Bei einem Blick auf die Front der Uhr war aber sofort klar, dass es nicht das originale Klappankerwerk sein konnte, da dieses keine Sekund hat. Die Uhr hatte aber einen Sekundenzeiger.
Auf den Stundenstrichen der 12, 3,6 und 9 waren kleine, schraubenähnliche Messingteile aufgebracht. Meine erste Befürchtung, diese seien nachträglich zur besseren Befestigung des Zifferblattes angebracht worden, bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht. Die Teile waren nur aufgklebt. Es scheint, dass ein Vorbesitzer der Uhr mit dem Zifferblattdesign Max Bills nicht zufrieden war und die Uhr "verschönern" wollte.
Der Zifferblatthaltering kann mit einer kleinen Schraube verkleinert oder gespreizt werden und fixiert damit das Blatt.
Glücklicherweise ließ sich der Kleber, mit dem die Messingteile aufgeklebt waren, mit einem Fön so erhitzen, dass dieser weich wurde und sich fast Rückstandslos entfernen ließ.
Beim 9-Uhr Indexstrich war ein Fleck auf dem Zifferblatt sichtbar. Dieser konnte nicht komplett entfernt werden.
Da ein falsches Werk verbaut war, dessen Achse des Minutenzeigers dicker war als der Durchmesser der Achse des originalen Klappankerwerks, wurde vom Vorbesitzer das Zeigerloch des Sekundenzeigers vergrößert. Da dieser dann beim originalen Werk nicht halten würde, musste das Zeigerloch verkleinert werden. Leider ist mir nicht bekannt, wie Profi-Uhrmacher dies verkleinern.
Ich klebte mit Metallkleber auf die Rückseite des Zeigers ein passendes Zeigerzentrum.
Die Gehäuseteile wurden gereinigt und vorsichtig poliert bzw. mattiert. Der kunststoffüberzogene Werkhaltering wurde mit einem Kusnstroffreiniger gereinigt.
Glücklicherweise hatte ich noch ein bereits überholtes Klappankerwerk, das sich problemlos verbauen ließ. Leider fehlte der rückwärtige Schutzdeckel. Dieser von einer anderen Uhr ausgeliehene Staubschutzdeckel wurde nur kurz für das Foto montiert...
Das Werk, die Zeiger und das Gehäuse sind fertig montiert.