Die Uhr lag schon lange Zeit bei mir und lief nur auf einer Seite liegend - ein recht typischer Hinweis für einen gebrochenen Unruhzapfen. Doch ich sollte mich täuschen. Auch das Kupplungstrieb war schon mal entfernt worden und lag neben der Uhr im Kästchen.
Die Uhr wurde im Januar 1959 hergestellt und hat die klassische Trilastic-Stoßsicherung und ist mit einer Schwanenhalsfeinregulierung ausgestattet.
Eine Besonderheit des J84: nicht nur die Schraube des Kronrades, sondern auch des Sperrrades hat ein Linksgewinde!
Aber eigentlich sollte erst die empfindliche Hemmungsgruppe entfernt werden. Dann kann der Rest folgen. Nach Abnahme der Räderwerksbrücke zeigt sich schließlich auch der Rest: Hemmungsrad, Sekundenrad, Zwischenrad bis zum Ankerrad.
Die kleine Feder des Sperrkegels verabschiedet sich gerne, beim Entnehmen sichere ich diese gerne mit etwas Rodico.
Leider ließ sich das kleine Ringplättchen des Kronrades nicht abheben, ich hoffte, dass es sich in der Reinigung lösen würde.
Und weiter geht die Demontage.
Das Gehäuse des Federhauses sieht auf den ersten Blick wie festverschlossen aus, mit einem beherzten Druck mit den Fingernägeln auf dem Rand des Zahnrades ploppt der Deckel dann aber auf…
Jetzt konnte das Stundenrad und das Minutenrohr entfernt werden.
Auf der Zifferblattseite folgten die nach Entfernung der Aufzugdecke das Zeigerstellrad und das Wechselrad. Jetzt noch die Stellhebelfeder und wieder eine fiese, kleine Feder, die sich mindestens so gerne verabschiedet wie die Sperrkegelfeder. Die Feder drückt den Zeigerstellhebel normalerweise in das Kupplungstrieb, das aber schon entfernt war.
Die zifferblattseitige Stoßsicherung der Unruhwelle wurde geöffnet. Das kleine, dreischenkelige Federplättchen drehe ich immer mit einem Zahnstocher heraus, dann wird der Blick frei auf den Junghanstypischen, sehr großen Deckstein und nach dessen Abnahme auf den Lochstein, der mich noch beschäftigen würde.
Das Öl auf dem Deckstein war komplett eingetrocknet und verharzt.
Nach der Remontage der Unruh mit ihrem Kloben wurde auch hier die Stoßsicherung entfernt.
Jetzt wird alles (außer dem Zifferblatt) in die Uhrenreinigungsmaschine gegeben. Bei dieser Uhr entschloss ich mich ausnahmsweise, die Aufzugsfeder im Federhaus zu belassen.
Bei der Remontage der Stoßsicherung der Unruhzapfen zeigte sich das Problem, weshalb die Uhr nicht lief. Nachdem die beiden Stoßsicherungen montiert waren, wollte die Unruh nicht schwingen. Auch als ich beide Systeme auf die jeweils andere Seite umbaute, änderte sich nichts.
Die Lochsteine waren scheinbar unterschiedlich, auch farblich. Der linke, dunklere wurde schließlich durch einen aus meinem Fundus ersetzt - siehe da, die Unruh schwang ab jetzt frei hin und her.
Ob der dunklere Lochstein ein nicht passender, ein verschobener oder sonstig defekter war, erschließt sich mir nicht, da fehlt mir leider das Wissen...
Die Unruh hänge ich inzwischen nicht mehr am Galgen auf, da doch eine leichte Biegung der Spirale vorkommen kann.
Die Teile der Zifferblattseite folgten, diesmal wurde auch das Kupplungstrieb verbaut.
Der Anker wird eingesetzt und die Stirnflächen geölt (durch das Loch erkennbar). Danach folgt nur noch die Unruh, die sofort zu schwingen beginnt.
Das Zifferblatt und die Zeiger werden aufgesetzt, anschließend wird das Werk in das Gehäuse montiert. Durch die Trilastic-Aufhängung gestaltet sich dies immer ein wenig schwierig, da die Federn der Trilastic-Stoßsicherung gerne ein bisschen Widerstand bieten.
Die Regulierung überfordert mein Können noch. Der Gang lässt sich zwar auf zwischen +1 sec. und + 6 sec. in den Lagen regulieren aber nur mit viel zu großem Abfallfehler (bis 1,3 ms). Hier muss ich noch lernen und bei der ersten Montage der Unruh evtl. die Rolle verschieben, damit der Hebestein besser steht...