Wie es schon im Newsletter angekündigt wurde: Die Revision eines Kalibers Junghans 653.01 stand in´s Haus und brachte einige Überraschungen.
Dass ich in meinem Ersatzteilfundus noch ein weiteres Durowe 7526/2 hatte erwies sich als Glücksfall, denn das in der Junghans Diskus verbaute Werk zeigte doch einige Mängel. Doch dazu später.
Zunächst lag das Ersatzwerk mit seinen 11.5 Linien Durchmesser (ca. 25.6mm) noch neben der Diskus und es wird deutlich welche Größe das Gehäuse der Uhr doch hat.
Die erste Inaugenscheinnahme:
Das armierte Glas hatte einen durchgehenden Riß und auch an den Rändern zeigte es schon Schäden und musste komplett ersetzt werden.
Auf dem Zifferblatt fand sich einiges an Verschmutzung. Das Werk lief mit Handaufzug, nicht jedoch mit dem automatischen Rotoraufzug. Beim Drehen des Gehäuses war ein hässliches Schleifgeräusch zu hören, bis zu einem Anschlag.
Die Gangwerte bei Handaufzug waren auch nicht unbedingt überzeugend.
Die Krone war noch griffig, auch wenn die Verchromung schon schadhaft war.
Das Zifferblatt der Diskus ist wirklich aussergewöhnlich. Die vergoldeten Indexe sind extrem erhaben und geben dem Blatt das typische 70er Jahre Design. Die schwarze Tagesscheibe scheint zunächst unpassend und wirkt neben der weißen Datumsscheibe fast fremd, dennoch gibt es einen besseren Kontrast und eine leichtere Ablesbarkeit des Tages und des Datums.
Die Katalognummer der Uhr war 53/4753 und die Junghans Diskus Uhren gibt es in zwei Gehäusevarianten: Mit einem gebogenen Gehäusebereich zwischen den Hörnern als Bandanstoß und wie bei der gezeigten mit einem geraden Bereich.
Das Werk ist perfekt mit zwei Werkhalteringen im Gehäuse fixiert. Das sehr hochwertige und robuste Zifferblatt berührt dadurch das Gehäuse an seinen Flanken und auf der Front nicht.
Die dicken Zifferblattfüße sind durch seitliche Schrauben bestens fixiert und das Blatt wackelt nicht.
Nachdem die Zeiger und das Zifferblatt entfernt sind, geht die Demontage weiter. Die schwarze Tagesscheibe und die weiße Datumsscheibe waren wie auch das Zifferblatt und das Werk voll Fussel und Dreck.
Nachdem die empfindlichen Teile der Vorderseite (Zeiger, Zifferblatt) entfernt waren, konnte das Werk genauer inspiziert werden und es zeigte sich, dass der Rotor sehr "unrund" lief und das schleifende Geräusch erklärte sich schnell. Der Rotor schliff am Werk und stoppte sogar die Unruh.
Der Rotor wurde abgenommen und der Grund für den eiernden Rotor zeigte sich.
Die Achse des Rotors war nicht in sich gebrochen sondern komplett aus der Verankerung gerissen und steckte noch im Lager des Rotors. Nach Abnahme der Automatikgruppe konnte der Schaden auch von unten besichtigt werden.
Die Automatikgruppe wurde vollständig demontiert und zerlegt.
Ich musste zum Spenderwerk greifen und dort die Rotorachse ausbauen und hoffen, dass diese kompatibel ist, handelte es sich bei dem Spenderwerk doch um ein Durowe 7526/2.
Zur Sicherung der empfindlichen Unruh wird diese ausgebaut. Der Blick auf den Anker wird frei und es zeigen sich die Prägungen der Bezeichnung des Kalibers (7526 D) und die Halb-Schwingungszahl der Unruh: 21.600.
Nachdem die Automatikgruppe abgenommen und zerlegt war, konnte es weitergehen. Die Scheibe der Tagesindikation purzelte beim Umdrehen des Uhrwerkes schnell herunter und der Blick auf die Schaltung der Tagesscheibe wurde frei. Darunter befindet sich die Abdeckplatte der Mechanik zur Schaltung des Datumringes, der noch fixiert war.
Schrauben, die nicht nur einen Schraubenschlitz besitzen sondern zwei kleinere, dünne parallele, sind mit einem Linksgewinde ausgestattet. Hier muss man also unbedingt auf die entgegengesetzte Drehrichtung beim Lösen der Schraube achten!
Als ich die Schräubchen löste, die die Deckplatte der Datumsringmechanik fixierten, war ein leises Klicken zu hören und ein Hebel sprang unter der Abdeckung in eine andere Position. Das Loch (roter Pfeil) gehörte auf den Zapfen (grüner Pfeil) und nicht daneben...
Auf der Rückseite der Platte ist ein kleiner schneckenförmiger Hebel zu sehen, der die Datumsschaltung auslöst.
Ein Blick auf die Schaltung des Datums: Der "versprungene" Hebel wird von einer kleinen Feder (um die Unruhstoßsicherung) unter Spannung gebracht.
Bei der Aufzugswelle zeigt sich der Mechanismus zur Schnellschaltung.
Neben der Unruhstoßsicherung ist wieder eine Feder zu sehen, die ein kleines Hebelchen in die Zähne des Datumsringes presst, das dieser fixiert wird und bei Schaltung des Datums schnappt.
Die Demontage ging weiter. Nachdem der Datumsring abgenommen war, konnte der Mechanismus zur Schnellschaltung inspiziert werden. Dort erfolgte Schritt für Schritt die Entfernung der Hebel bis zum Winkelhebel.
Nachdem das Werk umgedreht war, konnte das Räderwerk demontiert werden. Auf dem Kronrad ist wieder eine Schraube mit parallelen Rillen neben dem Schraubenschlitz: Ein weiteres Linksgewinde.
Es geht weiter mit dem Sperrad bis zum Federhaus.
Auch das Minutenrad mit seiner Brücke muss weichen.
Der nächste Griff zum Spenderwerk wurde nötig, da beim Entfernen des Federchens der Stoßsicherung ein Schaden folgte.
Ein Schenkel der winzigen lyraförmigen Feder der Junghans-Star-Shock Sicherung brach ab.
Alle Teile des Junghans 653.01; Durowe 7526.
Bei dem Ersatzwerk, dass ich glücklicherweise hatte, handelt es sich um ein Kaliber Durowe 7526/2. Das Suffix /2 bedeutet, dass irgendeine Änderung am Werk vorgenommen wurde. Ich konnte nur hoffen, dass sich diese Änderung nicht auf die Rotorachse bezog...
Doch ich hatte Glück, die Achse und das Plättchen, auf der sie sitzt passten. Die Fotos zeigen die beiden Platten nebeneinander. Dort, wo sich bei dem einen Plättchen das Loch befindet, sollte die Achse beginnen. Diese steckte noch im Rotor. Da der Rotor auf seiner Oberseite einige Dellen aufwies, entschloss ich mich, auch gleich den des Spenderwerkes zu nutzen.
Der "neue" Rotor wies doch eine kleine Variation auf: Neben dem Rotorzentrum ist ein kleiner ausgeschnittener Bereich.
Auch die Ersatzachse zeigte schon deutliche Verschleißspuren.
Endlich konnte die Remontage beginnen. Alle Teile waren komplett.
Endlich konnte die Montage der Teile beginnen. Zuerst wurden die Stoßsicherungen der Unruh montiert. Auch jetzt musste wieder ein Teil des Spenderwerkes dran glauben: Die kleine lyraförmige Feder über dem Deckstein.
Das Puzzle der Automatikgruppe war für mich doch ein härteres Stück Arbeit und die Hebelchen und Federn wollten nur nach und nach an die richtige Stelle...
Ganz zu Schweigen von der Mechanik der Tages- und Datumsschnellschaltung!
Die im Video gezeigte Uhr ist noch unrestauriert und die Scheibe der Tagesindikation müsste schwarz mit weißer Schrift sein.
Die Uhr, mit den meisten veröffentlichten Fotos bislang. Ich hoffe, es sind für den Leser nicht zuviele Bilder geworden!
Letztendlich muss nur noch das Glas gewechselt werden, das momentan verbaute neue Glas ist ohne Armierungsring.