Revision eines Kalibers Junghans J82; Junghans 682.70

Die Uhr im Fundzustand

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Junghans J82; Junghans 682.70; Front

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Junghans J82; Junghans 682.70; Werk; movement

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Junghans J82; Junghans 682.70; Front

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Junghans J82; Junghans 682.70

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Junghans J82; Junghans 682.70

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Junghans J82; Junghans 682.70; Detail Zifferblatt; detail dial

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Junghans J82; Junghans 682.70; Detail Zifferblatt; detail dial

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Junghans J82; Junghans 682.70; Detail Zifferblatt; detail dial

Der Fundzustand der Uhr ließ Hoffnung aufkommen lassen, auch wenn das Werk nicht lief, funktionierte immerhin die Zeigerstellung.

Nach Abnahme des Glases zeigte sich viel Schmutz.

Die Zeiger - deutlicher Rost

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Junghans J82; Junghans 682.70; Zifferblatt; dial

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Junghans J82; Junghans 682.70; Zeiger; hands

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Junghans J82; Junghans 682.70; Zifferblatt ohne Zeiger; dial with removed hands

Auch wenn die Leuchtmasse der Zeiger noch intakt war, musste diese komplett weichen, um die Zeiger wenigstens einigermaßen von Rost und Korrosion zu befreien. Leider habe ich noch immer keine Möglichkeit, Zeiger neu zu vergolden, daher habe ich diese nur oberflächlich bearbeitet.

Nachdem die Zeiger entfernt waren, wurde auch der komplette Dreck auf dem Zifferblatt sichtbar. Frühere Uhrmacher hatten schon ausreichend ihre Spuren hinterlassen. Leider waren einige Kratzer zu erkennen.

Der nächste Schritt - Abspannen der Aufzugsfeder

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Kronrad und Sperrad; crown wheel and ratchet

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Werksausbau; removal of movement

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Werksausbau; removal of movement

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Verschmutzung allerorten; everywhere dirt

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Verschmutzung allerorten; everywhere dirt

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fehlende Leuchtpunkte; missing luminous dots

Auf den sichtbaren Schrauben des Werkes hatten sich auch schon einige Uhrmacher verewigt und die Schaubenschlitze mit nicht passenden Schraubendrehern traktiert.

Um die Hemmungsgruppe zu schützen, wollte ich zuerst die Aufzugsfeder abspannen. Der Aufzug des Werkes ließ sich keinen Millimeter bewegen und ich vermutete, dass die Feder voll aufgezogen war.

Die Welle des Aufzugs steckte so fest, dass die Kraft nicht auf den Sperrkegel übertragen wurde. Darum beschloss ich, den Sperrkegel direkt zu entfernen. Dabei muss das Sperrrad fixiert werden, damit dieses nicht ruckartig die dann ungehemmte Kraft der Aufzugsfeder auf das Räderwerk übertragen konnte.

Doch auch hier rührte sich nach Abnahme des Sperrkegels nichts. Zu meiner Überraschung war die Feder kein bisschen aufgezogen. Des Rätsels Lösung purzelte mir erst später entgegen.

Das Werk steckte sehr fest im Gehäuse und musste durch vorsichtigen Druck über das Zifferblatt nach hinten gedrückt werden. Dazu legte ich etwas dünne Plastikfolie als Schutz auf das Zifferblatt.

Auch jetzt zeigte sich wieder viel Verschmutzung auf den Seiten des Werkes und des Zifferblattes. Der Radium Leuchtpunkt bei 3 fehlte komplett, der bei 2 war nur noch halb vorhanden.

Altmodisch aber funktionell - die Zifferblattbefestigung

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zwischen den Brücken: die Zifferblattfixationsschrauben; between the bridges: the dial fixture screws

Das Junghans J82 wurde ab 1951 gebaut und natürlich vorher konstruiert. In dieser Zeit waren manchmal noch die altmodischeren Zifferblatt-Fixierschrauben zu finden, die von der Werksseite zugänglich sind. Bei späteren Konstruktionen wurden die Zifferblattfüßchen mit im Werk seitlich angebrachten Madenschrauben fixiert.

Ölkatastrophe

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Zifferblatt Unterseite; dial bottom

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Zifferblatt Unterseite; dial bottom

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Zifferblatt Unterseite; dial bottom

Das nächste Problem dieser Uhr kam zu Tage - eine Ölkatastrophe. Vermutlich war das Werk nicht in den Händen eines Uhrmachers, sondern wurde von einem Nicht-Profi (wie mir) bearbeitet. Äusserst großzügig wurde Öl über das gesamte Werk verteilt, unter dem inzwischen entfernten Zifferblatt fanden sich größe Öllachen.

Überall Öl...

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Werk zifferblattseitig; movement dial side

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Werk zifferblattseitig; movement dial side

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Werk zifferblattseitig; movement dial side

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Unruh mit Kloben; balance wheel with cock

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Anker mit Brücke; pallet with bridge

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Anker mit Brücke; pallet with bridge

Natürlich war auch auf dem Werk großzügig Öl verteilt. Vorteil: das Werk wird gut konserviert und die vorhandenen Rostschäden fressen sich nicht weiter. Nachteil: alles ist verpappt und verklebt...

Nach oberflächlicher Inspektion wurde die empfindliche Hemmungsgruppe (Unruh mit Kloben und Anker mit Brücke) entnommen. Das Junghans J82 besitzt einen Anker mit Brücke.

Zahnausfall!

Die Demontage geht weiter

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Demontage des Kronrades; disassembling of the crown wheel

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Räderwerk; gear train

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Demontage; disassembling

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Entfernen des Sperrades; disassembling of the ratchet wheel

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Entfernen des Sperrades; disassembling of the ratchet wheel

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Zahnausfall; tooth loss

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abgebrochener Zahn; broken tooth

Die Demontage ging weiter und damit auch die Fehlersuche, weshalb das Werk nicht lief und sich nicht hat aufziehen lassen. Auch unter dem Kronrad war eine satte Ölpfütze.

Wie bei Junghans so üblich haben Sperr- und Kronrad ein Linksgewinde.

Nach Entfernen der Räderwerksbrücke wurde das Räderwerk begutachtet. Außer Dreck schien hier kein Fehler vorzuliegen.

Dann zeigte sich ein Schaden des Werkes: Das Sperrad hatte Zahnausfall!  Der Zahn kam erst bei der Demontage des Schiebetriebs und des Aufzugtriebs zu Tage. Er dürfte für die Blockade des Aufzuges verantwortlich gewesen sein.

Ein Spenderwerk wird ausgeweidet

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Spenderwerk; replacement movement

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Sperrad; ratchet wheel

Zum Glück war noch ein Spenderwerk eines J82/1 mit gebrochenem Unruhzapfen in meinem kleinen Ersatzteilefundus und dieses hatte auch noch ein (leider rostiges) Sperrad!

Die Demontage schreitet weiter voran

Öl, Öl, Öl...

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

Der Rest der Demontage des Werkes war ein steter Kampf gegen Dreck und viel Schmiermittel.

kurze Remontage der Unruh mit Kloben

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Unruh mit Kloben; balance staff

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Stoßsicherung der Unruh; shock protection of the balance

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

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Demontage; disassembling

Um die Stoßsicherung der Unruhzapfen abzunehmen, montierte ich diese mit dem Kloben wieder kurz im Werk. Auch hier wurde vom Vorgänger so viel Öl verwendet, dass das Rodico zur Aufnahme der Stoßsicherungsfeder völlig mit Öl benetzt war.

Nachdem die alle Teile entfernt waren, konnten nach oberflächlicher Vorreinigung die Teile in die Körbchen der Reinigungsmaschine gelegt werden.

Nach der Reinigung

Die Aufzugsfeder wird wieder eingewunden

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Federwinder; spring winder

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Feder; mainspring

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Feder mit Federhaus; mainspring with barrel

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Federhausdeckel; barrel cover

Nach der nochmaligen Nachreinigung wurde zunächst die Aufzugsfeder mit dem Federwinder aufgewunden und in ihr Federhaus gedrückt.

Das Federhaus wird leicht gefettet.

Rostentfernung

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

An ein paar Stellen der Grundplatine vor allem im Bereich der Aufnahme der Aufzugswelle war ein wenig Rostfraß, den ich mit einem Fieberglasstift entfernte. Leider wurde dadurch auch leicht die Vergoldung abgenommen...

Ein kleiner fauxpas...

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

Als die Hemmungsgruppe fertig montiert war, blieben seltsamerweise zwei Schrauben übrig.

Wo fehlten diese nur?

Die Ankerbrücke war es!

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Remontage; assembling

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Remontage; assembling

Die Ankerbrücke! Hier hatte ich vergessen die beiden Schrauben einzudrehen.

Also musste die Unruh samt Kloben nochmal demontiert werden, um die Schrauben endgültig einzusetzen.

Die Zielgerade

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Minutenzeiger; minute hand

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Stundenzeiger; hour hand

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Zeiger; hands

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Zifferblatt; dial

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Zifferblatt; dial

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Leuchtmasse; luminous material

Nachdem das Werk wieder vollständig und eine Nacht "nackt" probelaufen durfte, ging es an das Finish. Zeiger und Zifferblatt wurden gereinigt, so gut es ging. Wie zu Beginn dieses Artikel schon erwähnt, wäre ich froh, wenn ich Zeiger neu vergolden könnte. So blieb nur, diese vorsichtig zu reinigen (leider war der Rost noch gut zu sehen) und mit neuer Leuchtmasse, die ich leicht eingefärbt hatte, zu versehen.

Die Leuchtmasse ist mir ein kleines bisschen zu rosa geworden. Ich versuche diese immer an die Farbe der alten Leuchtmasse der Dots anzupassen. Auch die Leucht-Dots bei 2 und 3 wurden ersetzt.

Fertig!

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Junghans J82; Junghans 682.70; Front

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Junghans J82; Junghans 682.70; Werk; movement

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Junghans J82; Junghans 682.70; Werk; movement

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Junghans J82; Junghans 682.70; Werk zifferblattseitig; movement dial side

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Junghans J82; Junghans 682.70; Rückseite; back

Das Junghans J82; Junghans 682.70 ist ein angenehm zu revisionierendes Werk. Alle Schraubenköpfe sind groß und alle Teile äußerst präzise gefertig. Nicht umsonst gibt es dieses Werk auch in Chronometerqualität mit Feinregulierung.

Nachtrag

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Ergebnis auf der Zeitwaage; result on time machine

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Ergebnis auf der Zeitwaage; result on time machine

Die ersten Testläufe der Uhr verliefen für mich zunächst sehr seltsam. Die Uhr lief trotz eines Abfallfehlers von ca. 2 ms streckenweise perfekt, aber mit einer sehr hohen Amplitude (oft über 330°). Dies führte unregelmäßig, meist nach ca. 20 sec. zu einem völlig chaotischen Bild auf der Zeitwaage. Dies geschah vor allem bei Zifferblatt oben oder unten. In den Lagen (z.B. Krone unten) war das Ausrutschen seltener festzustellen.

Nachdem ich ein Foto (erstes Bild) dieses schlechten Ergebnisses an meinen Uhrmacher geschickt hatte, konnte dieser Aufklären: die Ellipse der Unruh prellt am Ankergabelhorn, wenn ich es richtig verstanden hatte. Auslöser kann eine zu starke Aufzugsfeder sein, oder die Uhr muss erst ein wenig "einlaufen" und läuft "zu gut".

Die Aufzugsfeder wollte ich zunächst nicht erneuern und entschied mich einfach ein paar Tage zu warten und tatsächlich hat sich das Phänomen weitestgehend erledigt und die Uhr läuft sehr konstant (zweites Bild).