Junghans J53 – Versuch einer Revision

Frisch aus den USA...

... eine der seltenen Junghans J53 NOBRK

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Junghans J53 NOBRK; Front

Die Uhr war verschmutzt, ohne Glas, sie lief nicht. Die Zeigerstellung funktionierte, die Zeiger dürften nicht original sein, immerhin war das Zifferblatt original aber in einem jämmerlichen Zustand. Beim Blick unter den Deckel sah es relativ passabel und komplett aus, bis auf die Feder der Unruh. Sie war völlig verheddert.

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Junghans J53 NOBRK; Werk; movement

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Junghans J53 NOBRK; Werk; movement

Die Uhr hat eine sehr massive, dicke Aufzugswelle und lange Werkhalteschrauben.

Die Zeiger ließen sich problemlos lösen. Zum Schutz lege ich (ein Tipp von meinem Uhrmacher…) immer Frischhaltefolie zwischen Zifferblatt und Zeigerabhebelwerkzeug.

Das Zifferblatt

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Junghans J53 NOBRK; Zifferblatt und Zeiger; dial and hands

Leider zieht sich ein dicker Kratzer zwischen der 11 und 12 über das Blatt. Auf dem Zifferblatt ist eine dicke Dreckschicht, das in der Mitte eingeprägte Blumenmuster ist kaum noch zu erkennen, auch die typische “NOBRK”-Beschriftung ist nur noch zu erahnen. Das NOBRK stand für NonBreakable. Damit war das “balance staff pivot” gemeint. Das heißt die Unruhwelle, bzw. der Lagerzapfen (pivot) galt als “unzerbrechlich”.

Ob dem wirklich so ist, oder ob vielleicht der Lagerzapfen abgebrochen ist, wird sich noch erweisen…

Ein Anker mit Problemen...

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Junghans J53 NOBRK; Werk; movement

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Junghans J53 NOBRK; Anker; lever

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Junghans J53 NOBRK; Räderwerk; gear train

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Junghans J53 NOBRK; Anker; lever

Das Bild des Ankers zeigt, wie das Ende leicht gebogen ist und durch die Biegung an die Schwanzflosse eines Wales erinnert. Der Anker wird mir noch Sorgen bereiten...

Die obere Platine war schnell gelöst und der Blick auf das Räderwerk war frei. Einiges an Dreck kam zutage. Insgesamt war ich aber doch recht zufrieden mit dem Gesamtzustand…

Der Anker hatte einen leicht verbogenen Stift, der normalerweise in das Ankerrad eingreift. Der Stift sollte dort allerdings gerade für die Hemmung sorgen und ich entschied mich für einen Biegeversuch.

Die Zifferblattseite

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Junghans J53 NOBRK; zifferblattseitig; dialside

Ein Blick auf die Zifferblattseite. Ziemlich viel Verschmutzung und leicht angerostete Teile, kein Wunder, dass da nichts mehr lief! Aber bei einer Uhr, die kurz nach 1927 gefertigt wurde und doch nur von geringer Güte ist, ist es schon ein Wunder, ein komplettes Werk zu ergattern.

Demontage

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Junghans J53 NOBRK; Unruh mit Brücke; balance bridge

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Junghans J53 NOBRK; Teile; parts

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Junghans J53 NOBRK; Zifferblatt; dial

Hier ein Blick auf alle noch ungereinigten Teile, die Unruhfeder mit ihren NOBRK-Lagerzapfen habe ich wieder “sortieren” können und zum Reinigen auf den Platinen fixiert.

Nach dem Bad in der Uhrenreinigunsmaschine und manuellem Nachputzen mit dem Putzhölchen habe ich mich an das Zifferblatt gewagt. Schön sieht man das geprägte Blumenmuster um das Zentrum. Ring für Ring habe ich mit einem weichen Hölzchen vorsichtig die Schmutzschicht versucht zu lösen. Auch Reste des NOBRK-Aufdrucks wurden sichtbar.

Das Anker-Dilemma

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Junghans J53 NOBRK; Ankerbruch; broken lever

Beim Versuch des Biegens des einen schiefen Stiftes des Ankers ist mir leider ein folgenschwerer Fehler unterlaufen: Der Anker ist mir gebrochen! Genau an der Stelle, wo ich ihn mit der Pinzette gehalten habe. Der Stift hat (immer noch krumm) standgehalten…

Als Laie sollte man da wohl einfach seine Finger weglassen und doch mal kurz beim Uhrmacher vorbei schauen… Aber das Ganze nahm doch noch ein gutes Ende:

Der Uhrmacher konnte tatsächlich noch einen originalen Anker besorgen und nachdem ich diesen eingebaut habe, lief die Uhr wieder problemlos!

Besser kann ich es nicht.

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Junghans J53 NORBK; Front ohne Glas; without glas

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Junghans J53 NORBK; Front mit Glas; with glas

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Junghans J53 NORBK; Front

Die Uhr bekam noch ein neues Glas und war damit wieder komplett. Natürlich besteht das neue Glas aus Acryl (Plexiglas). Das originale Glas der gezeigten Vergleichsuhr ist aus Celluloid, das beim Schleifen oder Polieren deutlich am Kampfergeruch (auch Campher-) erkennbar ist. Bei der Vergleichsuhr ist auch das Zifferblatt deutlich besser erhalten und zeigt schön den NOBRK-Aufdruck.

Weitere Informationen zum Kaliber Junghans J53 gibt es hier: Kaliber Junghans J53

oder hier: Die erste Junghans Armbanduhr - Die Junghans J53 NOBRK